Kritische Würdigung

Das Meta-Rating dient als Datengrundlage für die WK-spezifischen Meta-Ratings. Diejenigen WK‘s, die in diesem internationalen Meta-Rating eine Orientierungshilfe sehen, können die Ratingpositionen der für sie relevanten Journals auf ihre jeweilige VHB-WK-Seite stellen.

Durch die verwendete Methodik ergibt sich eine Gesamtliste über die betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen hinweg. Sie ist die Konsequenz aus der Tatsache, dass die internationalen Ratings ebenfalls die gesamten betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen enthalten.

Wir betonen ausdrücklich die Wichtigkeit eines verantwortlichen und reflektierten Umgangs mit dieser Liste. Auch das vorliegende Meta-Rating kann das Lesen der jeweiligen Publikationen – gerade bei Evaluierungen von Forschungsleistungen Einzelner – nicht ersetzen. Jegliche Bewertung von Forschungsleistungen unter Rückgriff auf standardisierte Verfahren und Durchschnittswerte beinhaltet Vereinfachungen und damit eine Verengung des Blickfeldes.

Das Meta-Rating ist in erster Linie als Orientierungshilfe für eigene Aufsatzeinreichungen gedacht. Gerade für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler ist es wichtig zu wissen, welche Reputation mit einer Publikation in einem bestimmten Journal aus Sicht der internationalen Scientific Community verbunden ist. Jegliche Evaluation von Forschungsleistungen, die sich auf eine simple, nach Ratingwerten gewichtete Addition von Aufsätzen beschränkt, ist problematisch. Zu den wichtigsten Problemen zählen:

  • Das Streuungsproblem: Die Reputation einer Zeitschrift bildet sich langfristig aus der Qualität der in ihr publizierten Aufsätze. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass alle in ihr erschienenen Aufsätze gleich gut sind. Vielmehr gibt es sowohl bahnbrechende Aufsätze in Zeitschriften mit geringer Reputation als auch schwache Aufsätze ohne jeden Einfluss in Spitzenzeitschriften. Im Mittel ist es natürlich umgekehrt: Die Reputation einer Zeitschrift ist ein (fehlerbehafteter) Indikator für die Qualität des Aufsatzes – nicht mehr und nicht weniger.
  • Das Unvollständigkeitsproblem: Das Meta-Rating bezieht sich ausschließlich auf Publikationen in Zeitschriften. Ein anderer Teil betriebswirtschaftlicher Forschung wird in anderen Medien publiziert, etwa in Monografien, Conference Proceedings, Kommentaren, oder zeigt sich in der Entwicklung von Prototypen. Diese Forschungsleistungen werden durch das Meta-Rating nicht erfasst.
  • Das Opportunismusproblem: Immer dann, wenn Leistungsbeurteilungen aufgrund von wenigen Kennzahlen vorgenommen werden, entsteht das Problem, dass dies von den Beurteilten antizipiert wird. In einer solchen Situation ist es rational, nur die Kennzahl zu optimieren. Hängt diese mit dem tatsächlich gemeinten Leistungsziel nur korrelativ zusammen, können massive Fehlsteuerungen die Folge sein. Die wissenschaftliche Suche nach relevanten und innovativen Erkenntnissen ist komplex, die Bewertungen von Forschungsleistungen – so wichtig sie ist – stets fehlerbehaftet und vorläufig. Wissenschaftler:innen, die sich statt auf das Erkenntnisziel nur auf Publikationserfolge konzentrieren, können versucht sein, das eine zu Lasten des anderen zu erreichen. Salamipublikationen, „Deals“ und andere Formen der legalen und illegalen Ausnutzung von Spielräumen können die Folge sein.

Das Meta-Rating ersetzt also keinesfalls das differenzierte Bild, das sich jede Kollegin und jeder Kollege bei der Beurteilung von Publikationsleistungen machen sollte. Um die Originalität und Relevanz der Fragestellung, die Fundiertheit und argumentative Stringenz des Theoriebeitrags und den methodischem Rigor in Anlage und Ausführung von Modellbildung und/oder Empirie beurteilen zu können, muss man einen Aufsatz tatsächlich lesen – dies war und ist unverändert so.

Schließlich ist immer wieder darauf hinzuweisen, dass die akademische Forschung stets nur ein Teilbereich der umfangreichen Aufgaben von Hochschullehrer:innen ist. Die Erfüllung von Lehraufgaben, Dienstleistungen in Selbstverwaltung und für die Gemeinschaft der Forschenden oder auch der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse sind natürlich ebenfalls wichtig, und herausragende Leistungen in diesen Bereichen verdienen ebenso Würdigung und Anerkennung.